Die grössten Herausforderungen für die BFI-Landschaft bis 2035 (3)

27. März 2025
von Stefanie Walter und Pascale Vonmont
#Forschungspolitik #Bildungspolitik #Innovationspolitik #deutsch

Stefanie Walter benennt die drei grössten Herausforderungen aus ihrer Perspektive – in einem Beitrag zum 60-Jahre-Jubiläum des SWR

Wir erleben aktuell tiefgreifenden Wandel auf der internationalen Ebene, der auch die BFI-Landschaft vor grosse Herausforderungen stellt.

Negative Auswirkungen des geopolitischen Wandels

Erstens ist der geopolitische Wandel weg von einer regelbasierten und stabilen hin zu einer machtbasierten und unsichereren Weltordnung nicht nur generell eine schlechte Nachricht für kleine, offene Volkswirtschaften wie die Schweiz. Er hat auch direkte Auswirkungen auf den BFI-Bereich. Zum einen stellen sich sowohl bei der internationalen Forschungszusammenarbeit als auch bei der Anstellung von Forschenden aus gewissen Staaten neue Fragen über die Sicherheit von Forschungsdaten, Forschungsinfrastruktur und das Forschungsumfeld. Zum anderen beurteilen viele Staaten den Nutzen von internationaler Forschungskooperation zunehmend auch aus einer sicherheitspolitischen Perspektive. Dies führt dazu, dass es in sensitiven Bereichen wachsende Restriktionen bei der Forschungszusammenarbeit gibt, von denen die Schweiz negativ betroffen ist. So hat die EU beispielsweise Quanten- und Weltraumtechnologien als strategisch wichtig eingestuft und Schweizer Forschende von Forschungsprogrammen in diesem Bereich ausgeschlossen. Gleichzeitig versuchen die USA, den Zugang rivalisierender Länder zu Spitzentechnologien zu versperren und planen in diesem Kontext auch, den Zugang der Schweiz zur leistungsfähigsten Kategorie an Computerchips zu beschränken.

Risiken der internationalen Wissenschaftsskepsis…

Eine zweite Entwicklung auf internationaler Ebene ist die wachsende Wissenschaftsskepsis, welche paradoxerweise insbesondere in einigen der forschungsstärksten Ländern zu einer starken Schwächung von Wissenschaft und Forschung führt. So werden in den USA exzellente staatliche Forschungseinrichtungen geschlossen und die Forschungsmittel massiv gekürzt. Universitäten in den Niederlanden und dem UK kämpfen mit massiven Kürzungen in der Hochschulfinanzierung und den Folgen eines politisch motivierten Rückgangs an internationalen Studierenden. Da diese Entwicklungen auch Kooperationspartner für die Schweizer Wissenschaft betreffen, haben diese Entwicklungen auch negative Konsequenzen in der Schweiz. Zudem besteht die Gefahr, dass diese Entwicklungen auch hierzulande die Wissenschaftsskepsis und Forderungen für generelle Mittelkürzungen oder eine enger definierte, anwendungsbezogene Förderpolitik befeuern. Beide Entwicklungen würden den Forschungsstandort Schweiz schwächen.

…und Chancen für eine koordiniert handelnde Schweiz

Gleichzeitig bieten diese Entwicklungen aber auch Chancen und stellen damit den BFI-Bereich vor die Herausforderung, diese effektiv zu nutzen. Insbesondere bieten die massiven Verwerfungen im Ausland bieten die Möglichkeit, Spitzenforschende aus diesen Ländern in die Schweiz zu holen. Ein einfach auffindbarer Anlaufpunkt für interessierte ausländische Forschende, mit Informationen zu Fördermöglichkeiten, Stellenangeboten sowie praktischen Informationen zu einem Umzug und dem Leben in der Schweiz wären hier ein erster Schritt. Durch überlegtes und koordiniertes Handeln kann der BFI-Bereich auch in diesen turbulenten Zeiten den Forschungsstandort und die Innovationskraft in der Schweiz stärken.

Stefanie Walter ist Professorin für Internationale Beziehungen und Politische Ökonomie und Co-Leiterin des Krisenkompetenzzentrums der Universität Zürich.
Pascale Vonmont ist Direktorin der Gebert Rüf Stiftung. Die Gebert Rüf Stiftung setzt sich aktiv für die genannten Ziele ein, um den BFI-Standort Schweiz zukunftsfähig zu machen.