Arbeitsweise & Prinzipien
Arbeitsweise & Prinzipien
Arbeitsweise
Der Schweizerische Wissenschaftsrat SWR erarbeitet alle vier Jahre ein neues Arbeitsprogramm. Zu dessen Umsetzung tragen insbesondere die fünf jährlichen Plenarsitzungen des Rates bei. Die Arbeitsweise des SWR basiert auf einem iterativen Prozess zwischen dem Rat und der Geschäftsstelle.
Der SWR arbeitet in einem Vierjahreszyklus, zu dessen Beginn neue übergreifende Themen identifiziert werden und das Arbeitsprogramm – das auch Evaluationsmandate beinhaltet – festgelegt wird. Bei der Implementierung des Arbeitsprogramms dienen die Plenarsitzungen zur Diskussion und Entscheidungsfindung, da sie die verschiedenen Ratsarbeitsgruppen zusammenbringen, die innerhalb jedes Themas verschiedene Unterthemen bearbeiten und diese dem Plenum zur Beurteilung vorlegen.
Der Weg zum Konsens und zur Konsolidierung der Bewertungen beruht auf Daten und Befunden, die in einem iterativen Prozess gemeinsam von den Ratsmitgliedern verarbeitet werden. Das Vorgehen zeichnet sich durch analytische Stringenz, inkrementelle Entwicklung und kontinuierliche Verbesserung aus, bis der Prozess zum gewünschten Ergebnis führt. Die fünf Phasen dieses Prozesses werden unten ausführlicher beschrieben.
Festlegen der Agenda: Der SWR erarbeitet auf eigene Initiative ein Arbeitsprogramm, das auf Aufgaben des Bundes und einer Anzahl von übergreifenden Themen basiert. Innerhalb der Themen identifiziert der Rat zentrale Fragestellungen, die angegangen werden müssen, und bildet interdisziplinäre Arbeitsgruppen, um die Fragen im Detail zu bearbeiten.
Sammeln und Auswerten von Daten: Die Arbeitsgruppen, die von mindestens einer/einem Wissenschaftlichen Beraterin/Berater der Geschäftsstelle begleitet werden, organisieren Workshops, Interviews oder Rundtischdiskussionen mit Experten und Expertinnen aus verschiedenen Fachgebieten. Die Resultate werden dem Rat präsentiert. Der Rat kann auch entscheiden, bestimmte Fachleute mit einem Mandat zu beauftragen.
Überlegungen und Empfehlungen: Die Ergebnisse der Mandate werden dem Rat vorgestellt, damit ein diskursiverer Ansatz mit Einbezug von nationalen und internationalen Experten- und Expertinnenbeiträgen entsteht. Diese werden durch Literaturanalysen und den Austausch unter den Ratsmitgliedern vertieft und ergänzt. Auf diese Weise findet eine Synthesearbeit statt, die dem Rat dazu dient, seine Empfehlungen zu formulieren.
Verbreitung der Befunde: Die Überlegungen und Empfehlungen des Rates werden in einem Bericht oder in Stellungnahmen veröffentlicht und verbreitet. Mit Unterstützung der Geschäftsstelle tauscht sich der Rat mit verschiedenen BFI-Akteuren aus, organisiert Veranstaltungen und wird eingeladen, seine Befunde und Empfehlungen in diversen Gremien vorzustellen.
Impact: Der Rat entfaltet seine Wirkung, wenn seine Empfehlungen vom SBFI, vom Bundesrat oder von anderen Anspruchsgruppen wie parlamentarische Kommissionen, kantonale Behörden oder Hochschulen aufgegriffen werden. Besonders deutlich wird dies bei Gesetzesänderungen oder bei politischen Weichenstellungen wie der BFI-Botschaft. Der SWR will jedoch auch formelle und informelle Debatten anstossen und wichtige Themen in die breitere Öffentlichkeit tragen.
Prinzipien
Der Schweizerische Wissenschaftsrat SWR nimmt eine Langzeitperspektive ein und verfolgt im Hinblick auf das schweizerische Bildungs-, Forschungs- und Innovationssystem eine ganzheitliche Herangehensweise. Der SWR ist unabhängig und transparent und orientiert sich an den Prinzipien der Relevanz, Evidenz und Offenheit.
Relevanz: Wissenschaftliche Politikberatung liefert evidenzbasierte Lösungen für fundamentale Probleme. Alle vier Jahre identifiziert und behandelt der SWR eine Reihe übergreifender Themen, die für die Zukunft relevant sind.
Mit der Veröffentlichung des Berichts Soziale Selektivität beleuchtete der Rat beispielsweise das Problem der sozialen Ungleichheiten im schweizerischen BFI-System und rückte dieses stärker ins öffentliche und politische Bewusstsein.
Langzeitperspektive: Die Herausforderungen, vor denen wir stehen, und die Massnahmen, die wir heute treffen, haben weitreichende Folgen. Der SWR nimmt stets eine Langzeitperspektive ein, um Herausforderungen frühzeitig anzugehen, und strebt damit die kontinuierliche Verbesserung des schweizerischen BFI-Systems an.
Der Rat hat ausführliche Berichte über Quantentechnologien und Fintech-Innovationenherausgegeben, um die politischen Entscheidungsträgerinnen und -träger auf die potenziell disruptiven Auswirkungen dieser Technologien in den nächsten Jahrzehnten vorzubereiten.
Ganzheitlichkeit: Das schweizerische BFI-System ist dezentralisiert und heterogen. Um ein Gesamtbild zu erhalten, untersucht der SWR politische Entscheidungen nicht isoliert, sondern verfolgt eine systemische Herangehensweise. Der Rat ist folglich sowohl an akademischer Autonomie wie auch an partizipativer Citizen Science interessiert.
Innerhalb eines bestimmten Themas, wie der Citizen Science, untersuchte der Rat verschiedene damit zusammenhängende Aspekte wie wissenschaftliche Kompetenz und Wissenschaftskommunikation, um Empfehlungen zur Beteiligung der Öffentlichkeit an der Wissenschaft abzugeben.
Evidenz: Der SWR stützt seine Beratung der Politik auf wissenschaftlich fundierte Evidenz. Er beauftragt Expertinnen und Experten mit unterschiedlichem Hintergrund und aus verschiedenen Fachgebieten, um die bestmögliche Evidenz für aussagekräftige Schlussfolgerungen zu gewinnen.
Dieser Prozess beruht auf Formen der kollektiven Argumentation, bei der analytische Strenge mit beratendem Austausch verbunden wird, der an den Workshops und Plenarversammlungen des Rates stattfindet.
Unabhängigkeit: Wissenschaftliche Politikberatung muss die Bedürfnisse der Stakeholder berücksichtigen, aber unabhängig von Partikularinteressen sein. Der SWR schätzt seine Nähe zur Regierung und die Möglichkeiten des Austauschs, er bleibt aber seiner Unabhängigkeit verpflichtet.
Der Rat legt sein Arbeitsprogramm selber fest, veröffentlicht Positionspapiere zu wichtigen Debatten und entzieht sich politischer Einflussnahme. Er sieht seine Aufgabe darin, grundlegende Themen im schweizerischen BFI-System anzugehen.
Transparenz: Ein wissenschaftliches Beratungsorgan sollte ein integrer Wissensvermittler sein. Der SWR legt transparent dar, wie er Evidenz auswählt, verarbeitet und interpretiert.
Als ausserparlamentarische Kommission ist der Rat gegenüber der Öffentlichkeit und der Politik rechenschaftspflichtig und veröffentlicht regelmässig seine Ergebnisse und Tätigkeiten. Die einzelnen Ratsmitglieder vertreten nicht die Interessen ihrer Herkunftsinstitutionen, sondern übernehmen Verantwortung für ihre eigenen Standpunkte und Empfehlungen.
Offenheit: Demokratische Gesellschaften fördern und stützen sich auf gute wissenschaftliche Forschung, Praxis und den Diskurs. Der SWR setzt sich für Offenheit und partnerschaftliche Netzwerke inner- und ausserhalb der Schweiz ein.
Durch die Zusammenarbeit bei Themen wie der Mobilität von Studierenden und Talenten verstärkt der Rat sein Engagement für die Gemeinschaft und die demokratischen Werte, die er mit seinen europäischen und internationalen Partnern teilt, und trägt damit zur Überwindung von Polarisierungen und Protektionismus bei.