Die grössten Herausforderungen für die BFI-Landschaft bis 2035

14 août 2025
depuis Torsten Schwede
#allemand #Bildungspolitik #Forschungspolitik #Innovationspolitik

Torsten Schwede benennt die drei grössten Herausforderungen aus seiner Perspektive – in einem Beitrag zum 60-Jahre-Jubiläum des SWR.

Globale Wissenschaft in Zeiten geopolitischer Spannungen

Die Forschung ist von entscheidender Bedeutung für den technologischen Fortschritt, die gesellschaftliche Entwicklung und die demokratische Kultur. Grundlegende Durchbrüche beruhen oft auf freier Grundlagenforschung. Ein internationaler Austausch von Ideen und Forschenden sowie verlässliche Investitionen in die Forschung sind dabei wesentliche Voraussetzungen für den wissenschaftlichen Fortschritt und eine lebendige globale Wissensgesellschaft. Geopolitische Spannungen und globale Krisen wirken sich zunehmend auf das Wissenschaftssystem aus. Dabei kommt es zu einer Politisierung der Wissenschaft, etwa im Wettlauf um technologische Vorherrschaft oder durch ideologische Einflussnahme. Um die Forschungsfreiheit und -integrität zu sichern, müssen Förderinstitutionen, Universitäten und Politik auf nationaler sowie internationaler Ebene eng zusammenarbeiten.

 

Digitale Transformation und KI verantwortungsvoll gestalten

Die Digitalisierung der Wissenschaft sowie die Methoden der sogenannten künstlichen Intelligenz (KI) haben in den vergangenen Jahren signifikante Fortschritte verzeichnet. In der Konsequenz wurden neuartige Ansätze in Forschung und Innovation ermöglicht, die bis vor kurzem noch als undenkbar galten. Die neuen Entwicklungen werden sich langfristig auf die Gesellschaft auswirken und sowohl grosse Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringen. Die Forschung kann einen Beitrag dazu leisten, diese besser zu verstehen, und die BFI-Akteure dabei unterstützen, Fragen in Bezug auf Lehre und Ausbildung, wissenschaftliche Infrastrukturen, ethische, rechtliche und gesellschaftliche Fragen zu beantworten. Wir müssen die Chancen nutzen und die nächste Generation gut auf den Umgang mit diesen Technologien vorbereiten, und das muss in der Akademie und ausserhalb passieren. Wir müssen aber nicht nur die Technik weiterentwickeln, sondern auch eine Reflexion der ethischen Aspekte sowie eine Antizipation potenzieller gesellschaftlicher Auswirkungen gewährleisten.

 

Wissenschaft als Kompass in einer komplexen Welt

Wissenschaftliche Erkenntnisse beeinflussen seit jeher Politik, Wirtschaft, und Gesellschaft. In einer von Unsicherheit und Komplexität geprägten Welt – etwa durch Pandemien, künstliche Intelligenz und Klimawandel – dient die Wissenschaft als Orientierungsgeber, weil sie auf Evidenz basiert. Die gesellschaftliche Akzeptanz wissenschaftlicher Empfehlungen ist in hohem Masse von der Qualität und Relevanz der Forschung sowie der Unabhängigkeit ihrer Institutionen abhängig. Das Vertrauen in die Wissenschaft und ihre Institutionen bildet eine wesentliche Grundlage für die Investitionen der öffentlichen Hand in den BFI-Bereich – also in Forschung, Hochschulen und Innovation. Damit werden die Zukunft unseres Landes, die Innovationskraft unserer Wirtschaft und das wertvollste Kapital der Schweiz – das Potenzial kommender Generationen – nachhaltig gestärkt. Ein kontinuierlicher Dialog aller BFI-Akteure mit Vertreterinnen und Vertretern der Politik und der Gesellschaft ist unerlässlich, um das Vertrauen in die Forschung zu fördern und ihren Wert zu unterstreichen.

Tosten Schwede ist Präsident des SNF-Forschungsrats