Die grössten Herausforderungen für die BFI-Landschaft bis 2035

26 agosto 2025
da Martina Hirayama
#tedesco #Forschungspolitik #Innovationspolitik #Bildungspolitik

Die robuste Internationalität der Schweiz im BFI-Bereich weiter stärken

Internationale Vernetzung und Zusammenarbeit im BFI-Bereich sind heute ebenso globalisiert wie Märkte, Kapital, Humanressourcen, Technologien oder auch politische Ideen und kulturelle Errungenschaften. Dabei sind, besonders für kleine Länder wie die Schweiz, internationale Partnerschaften in Bildung, Forschung und Innovation von besonderer Bedeutung. Wir verfügen über begrenzte personelle, finanzielle und infrastrukturelle Ressourcen. Doch dank Kooperationen mit internationalen Partnern können wir unsere Kapazitäten gezielt erweitern, bekommen wir Zugang zu modernster Forschung, Technologie, Infrastrukturen und Programmen und erweitern wir unser Know-how. Dabei wird Knowledge Security weiter an Bedeutung gewinnen.

Es braucht ein geregeltes und in die Zukunft tragendes Verhältnis der Schweiz zur Europäischen Union und die Teilnahme an den europäischen BFI-Programmen, den weltweit grössten und ambitioniertesten. Diese Programme, zumal die auf Forschung und Innovation zielenden, sind wettbewerblich aufgesetzt und Wettbewerb wirkt qualitätssteigernd. Komplementär gilt es, die bilaterale Zusammenarbeit innerhalb und ausserhalb Europas weiter zu diversifizieren und zu stärken Der Bund ist sich bewusst, dass er seine Rolle als diesbezüglicher Enabler im Dienste der autonomen BFI-Akteure auch in Zukunft ernstzunehmen hat. Dazu nutzt das SBFI unter anderem die Wissenschaftsdiplomatie und das Swissnex Netzwerk.

Innovationsfördernde Rahmenbedingungen bieten

Innovation ist Schlüsselfaktor für Zukunftsfähigkeit, Wettbewerbsfähigkeit und gesellschaftlichen Fortschritt. Die Schweiz gehört heute weltweit zu den Innovationsleadern. Damit Innovationen zustande kommen können, braucht es geeignete Rahmenbedingungen. Start-ups, KMU und Grossunternehmen haben verschiedene Voraussetzungen und Bedürfnisse, welchen es Rechnung zu tragen gilt. Es ist wichtig, auch disruptive und soziale Innovation zu ermöglichen. Den strategischen Überlegungen hinter diesen Rahmenbedingungen im Grundsatz treu zu bleiben und letztere bedarfsgerecht weiterzuentwickeln, bedarf der Berücksichtigung verschiedener Elemente:

  • Das komplementäre und gleichzeitig durchlässige Angebot an exzellenten berufsbezogenen und akademischen Ausbildungen erzeugt einen Fachkräftemix, der zentral ist für Innovationen.

  • Die öffentlich finanzierte Grundlagenforschung an unseren Hochschulen schafft Wissen für mögliche neue Anwendungen.

  • Der Zugang zu internationalen Netzwerken, Programmen und Infrastrukturen ist Voraussetzung für neue Entwicklungen z.B. in Raumfahrt, Quantum-Wissenschaft und -Technologie, Künstlicher Intelligenz, Impfstoffentwicklung oder Energieversorgung.

  • Die Verfügbarkeit von Daten und das Know-how, diese auch unter Verwendung von KI gezielt einzusetzen, ist von zentraler Bedeutung.

  • Der Ansatz so viel wie möglich «Bottom-up» und so wenig wie nötig «Top-Down» zu priorisieren, ist effizient und effektiv, ebenso ein geeignetes Gleichgewicht von Kooperation und Wettbewerb.

  • Die Förderangebote von Innosuisse und Switzerland Innovation schliesslich dienen dem Wissenstransfer und sind Scharniere der Public-Private-Partnership.

Das sind nicht alle, aber doch die wichtigsten BFI-seitigen Zutaten für eine erfolgreiche, auf die Bedürfnisse der privaten Akteure abgestimmte Schweizer Innovationspolitik. Ergänzt werden sie durch Instrumente und Massnahmen anderer Politiken. Von der Standortförderung (KMU- und Regionalpolitik) über die Wachstumspolitik zur Steuerpolitik und zu den Regelungen zum Schutz des geistigen Eigentums – überall ist es erforderlich, auch künftig darauf zu achten, dass die Schweiz ein innovationsfreundliches Land bleibt. Die Zusammenarbeit zwischen regionalen, kantonalen, nationalen und internationalen Akteuren gilt es künftig weiter zu intensivieren.

Ein smarter Umgang mit den zur Verfügung stehenden BFI-Fördermitteln

Fördermittel für Bildung, Forschung und Innovation sind immer limitiert. Auch in den vergangenen gut zwei Dekaden, in denen die entsprechenden Wachstumsraten deutlich erfreulicher ausfielen, konnten nicht alle Vorhaben der BFI-Akteure in die Tat umgesetzt werden. Priorisierungen und Posteriorisierungen vorzunehmen, ist in allen Politikbereichen eine Daueraufgabe. Dass diese bei angespannter Finanzlage besonders herausfordernd ist, liegt auf der Hand. Doch der BFI-Platz Schweiz ist heute dank früherer Investitionen bereit, um die entsprechenden Herausforderungen zu meistern. Ziel muss sein, trotz begrenzter Mittel, gesamtsystemische Resilienz und Weiterentwicklung zu gewährleisten. Die Profile der Hochschulen gilt es zu stärken und das Gleichgewicht zwischen Wettbewerb und Kooperation national bestmöglich zu gestalten. Es ist wichtig, Synergien mit anderen Politikbereichen wie Gesundheit, Energie, Umwelt, Landwirtschaft, Sicherheit und Verteidigung gezielt zu nutzen. Ein geeigneter Umgang mit Dual Use wird weiter an Bedeutung gewinnen. Infrastrukturen, dazu gehören auch Daten, werden noch wichtiger und müssen strategisch gesamtschweizerisch und international koordiniert und geplant werden. All das gilt es weitmöglichst «Bottom-up» zu erreichen, mit der Überzeugung, dass die BFI-Akteure am besten wissen, wo Prioritäten und Posteritäten zu setzen sind. Mit geeigneter Priorisierung der zugestandenen Fördermittel innovativ zu bleiben und die BFI-Zukunft langfristig positiv zu gestalten, ist keine einfache, aber eine zu meisternde Aufgabe. Mit dem immer wieder bewiesenen Innovationspotenzial der Akteure ist dies in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit dem Bund, den Kantonen und der Wirtschaft möglich.

 

Kurz: Dank dem hohen Bildungsstand der Schweizer Bevölkerung, dank unseren international wettbewerbsfähigen Institutionen und dank unserer grundsätzlichen Weltoffenheit leistet der BFI-Bereich einen wesentlichen Beitrag zum Wohlstand der Schweiz und zur Wettbewerbsfähigkeit Europas.

Martina Hirayama ist Direktorin des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI).