Wissenschaft zwischen Vertrauen, Kontrolle und ökonomischer Verwertung – Ausgestaltung und Evaluation des Wissenschaftssystems

Das Wissenschaftssystem entwickelt sich im Spannungsfeld von Vertrauen, Kontrolle und ökonomischer Verwertung. Quantitative Methoden in der Forschungsbewertung, die wettbewerbliche Vergabe von Forschungsgeldern sowie die private Finanzierung von Forschungsgruppen und Lehrstühlen haben die Bedingungen für Forschung und Lehre in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert. Der Schweizerische Wissenschafts- und Innovationsrat SWIR hat sich als unabhängiges Beratungsorgan des Bundes mit dem Wandel der Arbeits- und Anreizbedingungen im Wissenschaftssystem auseinandergesetzt und seine Thesen und Empfehlungen in zwei Diskussionspapieren «Leistungsmessung und Qualitätssicherung in der Wissenschaft» und «“Economization“ of Science» zusammengefasst.

Im Rahmen einer Veranstaltung am 6. November 2013 in Bern hat der Rat seine Thesen und Empfehlungen zusammen mit Prof. Dr. Manuel Trajtenberg, dem Vorsitzenden des Planning and Budgeting Committee im Council for Higher Education (Israel), diskutiert und einer interessierten Öffentlichkeit vorgestellt.

In der Diskussion mit den anwesenden Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Politik und Verwaltung wurden die Thesen und Empfehlungen zu den Chancen und Risiken einer sich entfaltenden «Wissensökonomie» wohlwollend aufgenommen. Aus Gründen der Aktualität fand die Forderung, dass im Falle privater Finanzierung von Lehrstühlen und Instituten die Konditionen offenzulegen seien, besonderes Gehör.

Die Anwesenden waren sich einig, dass die Leistungs- und Qualitätsmessung in der Wissenschaft ein methodisch anspruchsvolles und schwieriges Unterfangen sei. Die Rechenschaftsablegung von Forschenden und Lehrenden dürfe angesichts dieser grundsätzlichen Schwierigkeiten allerdings nicht einseitig auf das Mess- und Zählbare reduziert werden. Die immer stärkere Ausrichtung auf monetäre Ziele, das zunehmend dichtere Netz an Kontrollmassnahmen und die sich ausbreitende Misstrauenskultur drohten die intrinsische Motivation der Wissenschaftler zu erodieren und schadeten letztlich der Innovationsfähigkeit der Schweiz. Durch eine ausreichende öffentliche Grundfinanzierung und eine auf gegenseitigem Vertrauen und Dialog basierenden Kultur könnten die Rahmenbedingungen für eine erkenntnisgetriebene Wissenschaft langfristig gesichert werden. Die Vermassungstendenzen, die im Wissenschaftsbetrieb der vergangenen Jahrzehnten zu beobachten seien, hätten eine zum Teil fragwürdige Eigendynamik entwickelt, die es mit neuen und leichteren Formen der Qualitätssicherung zu durchbrechen gelte.



„Ökonomisierung“ der Wissenschaft

Empfehlungen und Sitzungsbericht des am 23. April 2013 in Bern durchgeführten SWTR-Seminars
SWTR Schrift 4/2013
November 2013

Download (PDF, 773 KB): Sitzungsbericht in englischer Version 



Leistungsmessung und Qualitätssicherung in der Wissenschaft

Zielgerichteter und vernünftiger Einsatz von Leistungsmessung und Evaluation in der Wissenschaft - Zehn Thesen
SWTR Schrift 3/2013
Oktober 2013

Download (PDF, 362 KB)